„Smarte Technik ist eine Investition in Zukunftssicherheit, Betriebseffizienz und Nutzerkomfort.“
11. Juni 2025
Lesedauer:
6 Minuten
Die Elsner Elektronik GmbH ist ein familiengeführtes Unternehmen, das sich auf die Entwicklung und Produktion von Steuerungssystemen für Gebäudeautomation spezialisiert hat. Wir sprechen mit Bastian Elsner, Geschäftsführer und Sohn des Unternehmensgründers, über mögliche Potenziale und Trends in der Gebäudeautomation und die Motivation der Mitwirkung in SmartLivingNEXT.

Herr Elsner, Ihr Unternehmen ist ein bekannter Spezialist für Gebäudeautomation. Welche allgemeinen technologischen Trends sehen Sie aktuell im Bereich der smarten Gebäudetechnik?
In der smarten Gebäudetechnik sehen wir derzeit drei große Themenfelder, die den Markt nachhaltig verändern werden. An erster Stelle steht für mich das Thema Sicherheit. Durch europäische Vorgaben wie den Cyber Resilience Act und den Cyber Security Act rückt das Thema Cybersicherheit stärker in den Fokus. Der zweite große Trend ist das Energiemanagement. Die Energiepreise, der Wunsch nach Unabhängigkeit und der Fokus auf Nachhaltigkeit führen dazu, dass Kunden ihre Gebäude intelligenter steuern wollen – sei es bei Photovoltaik (PV), Wärmepumpe oder beim Lastmanagement. Gebäudeautomation ist hier der Schlüssel, um das Ganze effizient und benutzerfreundlich umzusetzen. Und schließlich wird Künstliche Intelligenz (KI) immer öfter als nächste Evolutionsstufe der Automation diskutiert. Wir stehen hier noch relativ am Anfang, aber das Potenzial ist enorm, insbesondere, wenn es um adaptive Steuerungen, automatisiertes Energiemanagement oder die Integration externer Datenquellen geht.
Auf welche Ausstattungen und Anwendungen im Rahmen der Gebäudeautomation wird derzeit aus Käufer- beziehungsweise Bewohnersicht besonders viel Wert gelegt?
Wenn wir mit Kundinnen und Kunden sprechen – egal ob im privaten Wohnbau oder im Zweckbau – dann steht ein Thema immer ganz oben: Komfort. Egal ob es um Licht, Beschattung, Heizung oder auch Sprach- und App-Steuerung geht: im Kern geht es darum, den Alltag einfacher, angenehmer und smarter zu gestalten. Die klassischen Gewerke sind dabei nach wie vor die wichtigsten: Eine intelligente Lichtsteuerung, automatische Beschattung oder ein effizientes Heizungsmanagement. Das sind die Felder, auf denen wir den größten Hebel für Komfort und Effizienz haben. Besonders im Zweckbau ist mir wichtig, dass smarte Technik nicht als bloßer „Kostenblock“ gesehen wird, sondern als Investition in Zukunftssicherheit, Betriebseffizienz und Nutzerkomfort. Denn gerade hier, wo viele Menschen zusammenkommen – ob im Büro, in der Praxis oder in der Schule – kann eine gute Gebäudeautomation den Unterschied machen.
Ihr Unternehmen ist seit kurzem assoziierter Partner von SmartLivingNEXT. Welche Erwartungen haben Sie an diese Partnerschaft und welche Synergieeffekte erhoffen Sie sich?
Schon seit meinem Einstieg in die Branche beschäftigt mich eine Frage: Warum nutzen wir die Möglichkeiten von KI in der Gebäudeautomation immer noch so wenig? Wir bei Elsner Elektronik entwickeln seit Jahrzehnten Sensorik, die enorme Datenmengen liefert: von Temperatur- und Lichtwerten bis hin zur CO₂-Konzentration im Raum. Diese Informationen stehen über KNX standardisiert zur Verfügung, aber die intelligente, vorausschauende Nutzung dieser Daten, zum Beispiel im Sinne von Predictive Control, steht oft noch ganz am Anfang.
Genau hier sehe ich den Ansatzpunkt von SmartLivingNEXT: Wir wollen nicht nur Daten erheben, sondern diese auch intelligent nutzbar machen, um die Gebäudeautomation auf das nächste Level zu heben. Als mittelständischer Hersteller versprechen wir uns von der Partnerschaft Synergien in mehrfacher Hinsicht: von mehr Sichtbarkeit über fachlichen Austausch bis hin zur aktiven Mitgestaltung kommender Standards.
Wenn Sie an Ihre Kunden denken, was wären aus Ihrer Sicht KI-gestützte Anwendungen, die für die klassische Gebäudeautomation als „Umsatzbooster“ dienlich sein könnten, die es heute in dieser Form noch nicht gibt?
Wenn ich an echte KI-Anwendungen in der Gebäudeautomation denke, dann sehe ich vor allem ein riesiges Potenzial beim Thema Energieeffizienz. Denn: Wer die großen Verbraucher im Gebäude steuern kann, hat einen direkten Hebel für Einsparung und Nachhaltigkeit und genau das leisten wir mit intelligenter Gebäudeautomation.
Eine konkrete Anwendung wäre zum Beispiel eine lernende Heizkurve: Wenn ein Nutzer regelmäßig die Temperatur nach unten korrigiert, sollte das System daraus lernen können und sich entsprechend automatisch anpassen. So wird nicht unnötig geheizt, und der Komfort bleibt trotzdem erhalten. Das Nutzerverhalten wird in die Steuerung integriert. Nicht nur in Form von Szenen, sondern durch echte Datenanalyse. Das ist aus meiner Sicht keine Spielerei, sondern ein echter Umsatzbooster: Denn solche Anwendungen sind ein klares Verkaufsargument für Bauherren, Betreiber und Planer.
Welche Herausforderungen müssen Ihrer Meinung nach sonst noch gemeistert werden, damit Smart Living in der Breite ankommt und sich nachhaltige, intelligente Gebäudelösungen flächendeckend etablieren?
Die größte Hürde ist für mich das fehlende Wissen sowohl bei vielen Planern als auch bei Bauherren und Investoren. Ich sehe das leider regelmäßig im Alltag, wenn mir Leistungsverzeichnisse auf den Tisch kommen: Veraltete Produkte, längst überholte Planungsansätze. Und das in Zeiten, in denen sich die Technologie rasant weiterentwickelt. Ich verstehe, dass es anstrengend ist, hier immer up-to-date zu bleiben. Aber genau das ist der Schlüssel: Nur wer die Möglichkeiten kennt, kann sie auch nutzen.
Was es aus meiner Sicht braucht? Mehr politische Rückenstärkung, gezielte Förderung und vor allem offene Standards. Denn eines ist mir besonders wichtig: Wir wollen unsere Kunden nicht in einen goldenen Käfig stecken. Smart Living darf nicht zur Spielwiese proprietärer Systeme werden. Es braucht Lösungen, die interoperabel, langfristig nutzbar und transparent sind. Und genau deshalb sehe ich auch in SmartLivingNEXT eine große Chance, hier gemeinsam die Weichen richtig zu stellen.
Redaktion:
Ilka
Klein
Kategorie:
Leitprojekt
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