„Ohne das Handwerk bleibt jede Innovation Theorie“ 

25. Juni 2025

Lesedauer:

9 Minuten

Die Heider Elektro GmbH ist auf moderne Elektrotechnik und Gebäudeautomation spezialisiert. Das Unternehmen entwickelt und realisiert Lösungen zur Vernetzung und Steuerung von Wohn- und Arbeitsräumen. Wir sprechen mit Mike Heider, Geschäftsführer, über die Rolle der Elektrotechnik bei der Digitalisierung von Gebäuden und die Motivation der Mitwirkung in SmartLivingNEXT.

Mike Heider, Geschäftsführer der Heider Elektro GmbH, erzählt im Interview über die Rolle der Elektrotechnik bei der Digitalisierung von Gebäuden. @Tanja Fuegener

Herr Heider, Ihr Unternehmen gilt in der Branche als Vorreiter im Handwerk bei der Digitalisierung von Wohnimmobilien. Schon seit 1992 setzen Sie auf Gebäudesystemtechnologien und unterstützen auch Bauherren bei der Planung.  Was war damals Ihre Motivation, so früh in dieses Thema einzusteigen und wie sehen Sie hier die zukünftigen Auswirkungen auf Ihr Geschäftsfeld? 

Unsere Motivation, bereits 1992 in die Digitalisierung von Wohnimmobilien und Industriestandorten zu investieren, war von der Überzeugung geprägt, dass die Gebäudesystemtechnologie das Potenzial hat, den Wohnkomfort und die Lebensqualität erheblich zu steigern. Das Handwerk spielt dabei eine Schlüsselrolle, denn ohne Fachbetriebe, die diese Systeme planen, installieren und warten, bleibt jede Innovation Theorie. Wir haben frühzeitig erkannt, dass intelligente Technologien nicht nur den Energieverbrauch optimieren, sondern auch den Alltag der Menschen erleichtern können. Diese Vision hat uns angetrieben, innovative Lösungen zu entwickeln und Bauherren bei der Planung ihrer Projekte umfassend zu unterstützen.  

Aktuell sehen wir die Digitalisierung als einen unverzichtbaren Bestandteil unserer Branche. Sie ermöglicht es uns, effizientere Prozesse zu gestalten und maßgeschneiderte Lösungen anzubieten, die auf die individuellen Bedürfnisse unserer Kunden abgestimmt sind. Daher erwarten wir zukünftig eine verstärkte Nachfrage nach smarten Wohnkonzepten und nachhaltigen Technologien. Darüber hinaus wird die Integration von Internet of Things (IoT) und Künstlicher Intelligenz (KI) die Möglichkeiten erweitern, um noch intelligentere Systeme zu entwickeln, die nicht nur den Komfort erhöhen, sondern auch zur Ressourcenschonung beitragen. Unser gemeinsames Ziel muss es sein, an der Spitze dieser Entwicklung zu stehen und unseren Kunden innovative Lösungen anzubieten, die ihr Wohnerlebnis revolutionieren. Wir sind fest davon überzeugt, dass ein gemeinsames Engagement für Digitalisierung und Nachhaltigkeit nicht nur unseren Wirtschaftsstandort stärken, sondern auch einen positiven Beitrag zur Zukunft des Bauens leisten wird. 

Sie sind seit kurzem assoziierter Partner bei SmartLivingNEXT. Zudem beteiligen Sie sich seit November 2023 als Mitglied im Vorstand der Smart Home Initiative Deutschland. Was hat Sie zu dieser Zusammenarbeit bewogen, und welche Synergien erwarten Sie aus der aktiven Mitgestaltung dieser Initiativen? 

Die Entscheidung, als assoziierter Partner bei SmartLivingNEXT und Mitglied im Vorstand der SmartHome Initiative Deutschland aktiv zu werden, war für mich eine bewusste und inspirierte Wahl. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Zukunft des Wohnens in intelligenten, vernetzten Lösungen liegt, die nicht nur den Komfort erhöhen, sondern auch zur Nachhaltigkeit und Energieeffizienz beitragen. Die Zusammenarbeit mit SmartLivingNEXT eröffnet uns die Möglichkeit, Teil der innovativen Idee eines herstellerübergreifenden, souveränen und vertrauenswürdigen Ökosystems für alle digitalen Smart-Living-Services nach europäischen Wertvorstellungen zu werden und Technologien voranzutreiben, die das Leben der Menschen bereichern können. Besonders für das Elektrohandwerk eröffnen sich große Chancen. Eine zentrale Datenplattform kann die Planung und Umsetzung erheblich erleichtern. Handwerker müssen nicht länger für jedes Gebäude individuelle Schnittstellen entwickeln. Der einheitliche Zugriffspunkt nimmt ihnen diese Arbeit ab. 

Die Synergien aus dieser aktiven Mitgestaltung sind vielfältig: Zum einen erwarte ich eine Stärkung unserer Netzwerke. Durch den Kontakt zu anderen Unternehmen und Organisationen können wir voneinander lernen und unsere Ansätze optimieren. Zum anderen sehe ich großes Potenzial in der gemeinsamen Entwicklung von Standards und Best Practices, die nicht nur unseren gemeinsamen Fortschritt fördern, sondern auch dazu beitragen werden, alle beteiligten Branchen voranzubringen. Der Austausch mit Industrie, Forschung und Wohnungswirtschaft schafft wertvolle Synergien und stellt sicher, dass Handwerksbetriebe frühzeitig in neue Entwicklungen eingebunden werden. Nur wenn das Handwerk als integraler Bestandteil verstanden wird, kann die Digitalisierung flächendeckend gelingen. 

Ich bin begeistert von der Aussicht, Teil einer Bewegung zu sein, die das Wohnen revolutionieren wird. Gemeinsam können wir Lösungen kreieren, die nicht nur technologisch fortschrittlich sind, sondern auch einen echten Mehrwert für die Gesellschaft bieten. Vor uns liegt eine gemeinsame, spannende Reise! 

Auf der letzten Generalversammlung von SmartLivingNEXT, an der Sie ebenso teilgenommen haben, stand die Überführung in einen Realbetrieb im Jahr 2027 im Fokus. Welche technischen als auch wirtschaftlichen Rahmenbedingungen müssen Ihrer Meinung nach gegeben sein, sodass alle Stakeholder, hier vor allem die Industrie, das Handwerk und auch die Wohnungswirtschaft, optimal eingebunden werden können? 

Zunächst müssen wir sicherstellen, dass die Technologie robust, skalierbar und benutzerfreundlich ist. Die angestrebte offene Architektur, die die Interoperabilität zwischen verschiedenen Systemen ermöglicht, ist hierbei unerlässlich. Dadurch können alle Stakeholder – von der Industrie über das Handwerk bis hin zur Wohnungswirtschaft – ihre spezifischen Lösungsansätze nahtlos integrieren und gemeinsam an einem Strang ziehen. 

Speziell für das Handwerk sind offene Schnittstellen und standardisierte Systeme essenziell, damit Handwerksbetriebe smarte Technologien nahtlos integrieren können. Gleichzeitig braucht es praxisnahe Schulungen, um digitale Kompetenzen gezielt auszubauen. Finanzielle Anreize und Förderprogramme sollten insbesondere kleineren Betrieben den Einstieg erleichtern. Zudem ist es wichtig, das Handwerk frühzeitig in die Planung und Umsetzung einzubinden, um deren praktische Expertise bestmöglich zu nutzen. 

Nachhaltigkeit gewinnt zunehmend an Bedeutung – auch in der Gebäudetechnik. Wie integrieren Sie Aspekte wie Energieeffizienz und Ressourcenschonung in ihre technologischen Entwicklungen? 

Nachhaltigkeit ist ein zentraler Bestandteil unserer technologischen Entwicklungen. Durch intelligente Gebäudeautomationssysteme optimieren wir den Energieverbrauch in Echtzeit. Unsere eingesetzten Systeme lernen aus dem Nutzerverhalten und passen sich dynamisch an, um den Energiebedarf zu minimieren, ohne dabei den Komfort zu beeinträchtigen. Zusätzlich setzen wir auf die Integration erneuerbarer Energien wie Photovoltaikanlagen und effiziente Wärmepumpen. Hier spielt das Handwerk von der fachgerechten Installation bis zur langfristigen Wartung eine entscheidende Rolle. 

Zudem legen wir großen Wert auf nachhaltige Materialien und ressourcenschonende Produktionsprozesse. Durch die Auswahl umweltfreundlicher Baustoffe und der zukünftigen Implementierung von Recyclingstrategien tragen wir aktiv zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks bei. Unsere Vision ist es, an der Schaffung von Gebäuden beteiligt zu sein, die nicht nur funktional sind, sondern auch einen positiven Beitrag zur Umwelt leisten. Indem wir Nachhaltigkeit als Leitprinzip in unsere technologischen Planungen integrieren, können wir eine lebenswerte Zukunft für kommende Generationen gestalten. Nicht der Weg ist das Ziel, sondern das Ziel bestimmt den Weg. 

Abschließend, Herr Heider, wenn Sie an die nächsten fünf bis zehn Jahre denken: Wie sehen Sie die Zukunft der Elektrotechnik im Bereich Smart Living? Wie ist dabei die Rolle der KI und welche grundlegenden Technologien oder Ansätze haben Ihrer Meinung nach künftig das größte Potenzial, diesen Markt nachhaltig zu prägen? 

Die Zukunft der Elektrotechnik im Bereich Smart Living wird in den nächsten fünf bis zehn Jahren von bahnbrechenden Entwicklungen geprägt sein. Wir stehen an der Schwelle zu einer Ära, in der intelligente Systeme unser tägliches Leben nicht nur erleichtern, sondern auch bereichern werden. KI wird dabei eine zentrale Rolle spielen. Daten in Echtzeit zu analysieren und daraus wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen, wird unser Handeln prägen. Dies führt zu personalisierten Lösungen, die auf die individuellen Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer abgestimmt sind. Das bedeutet auch für das Handwerk eine Veränderung: Elektroinstallateure werden zu Systemintegratoren, die nicht nur Kabel verlegen, sondern komplexe digitale Systeme steuern.  

Ein weiterer entscheidender Ansatz wird das IoT sein. Die Vernetzung von Geräten und Systemen schafft ein intelligentes Ökosystem, in dem alles miteinander kommuniziert. Diese Interoperabilität wird nicht nur den Komfort erhöhen, sondern auch die Effizienz steigern und Ressourcen schonen. Darüber hinaus wird die Entwicklung nachhaltiger Technologien eine Schlüsselrolle spielen. Der Fokus auf erneuerbare Energien und energieeffiziente Lösungen wird nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich attraktiv sein. Dezentrale Energieversorgung, intelligente Netze und Speichersysteme werden zentrale Elemente zukünftiger Smart-Living-Konzepte sein. 

Das Handwerk wird hierbei als Bindeglied zwischen Technologie und Praxis eine Schlüsselrolle einnehmen. Nur durch eine enge Zusammenarbeit mit Industrie und Forschung kann sichergestellt werden, dass Innovationen nicht nur entwickelt, sondern auch erfolgreich umgesetzt werden. 

Redaktion:

Ilka

 Klein

Kategorie:

Leitprojekt

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Tanja Fuegener

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