Herr Mühlhans, die Goodville GmbH ist ein 2021 gegründetes Startup, das sich vor allem auf digitale Haustechnik, Installationssysteme, Robotik und Gebäudeautomation spezialisiert. Wieso haben Sie ein Unternehmen im Green-Tech Bereich gegründet?  

Im Gebäudesektor kann mit vernetzten Sensoren und Aktoren sowie Künstlicher Intelligenz (KI) viel Energie eingespart werden. Es gibt bereits zahlreiche Einzellösungen für smarte Technik, allerdings mangelt es an einer digitalen Infrastruktur, die diese in ein umfassendes, leicht zu steuerndes System zusammenführt. 

Wir entwickeln Software und digitale Infrastrukturkomponenten für smarte wärmeneutrale Gebäude, um das Klima zu schützen und für eine zukünftig hohe Wohn- und Lebensqualität zu sorgen. Unsere ungeteilte Aufmerksamkeit gilt dem material- und klimagerechten Bauen bei gleichzeitiger Schonung unserer kostbaren Ressourcen. 
 
Der Gebäudesektor hat einen signifikanten Anteil an den deutschen Klimazielen 2030, in denen die Reduktion um 65 Prozent aller Treibhausgase im Vergleich zu 1990 angestrebt wird. Welche Rolle nimmt hier die Gebäudeautomation ein, um die Energieeffizienz zu steigern und den CO2-Fußabdruck zu senken? 

Die Gebäudeautomation muss und wird zukünftig einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion der Treibhausgase in Europa leisten. So können etwa mit smarten Raumsensoren und einer effizienten KI im Wohngebäude mindestens 30 Prozent Energie einspart werden. Auch Wärmepumpen – sofern sie Heizwasser zur Verfügung stellen – verfügen über ein enormes Einsparpotential. KI kann bei einer flächendeckenden digitalen Infrastruktur täglich den Wirkungsgrad aller Anlagen und Maschinen im Wohngebäude berechnen und kontinuierlich mit früheren Stadien vergleichen. So laufen die Anlagen immer im optimalen Energiebereich und ein Servicebedarf wird frühestmöglich entdeckt.  
 
Die meiste Energie lässt sich im Gebäudebereich bei der Heiz- und Kühltechnik einsparen. Selbst moderne Heizungssysteme werden im Moment nur über die gemessenen Temperaturen der Außenluft und des Rücklaufs gesteuert. Es gibt aber viele weitere Parameter, die für eine möglichst niedrige Vorlauftemperatur und eine betriebsgerechte Hydraulik herangezogen werden müssten, um die Energieeffizienz zu steigern und den CO2-Fußabdruck zu senken. Die Gebäudeautomation birgt hier ein enormes Potenzial, welches zukünftig verstärkt abgerufen werden muss. 
 
Ein modernes Gebäude sollte nicht nur selbst überwachen und steuern, sondern lernfähig sein, Ressourcen schonen und entsprechende Aktionen selbst planen und ausführen. Welche Rolle können hier intelligente Services spielen und für welche konkreten Anwendungsfälle sehen Sie Potenzial, in solche Gebäude integriert zu werden? 

Algorithmen können mit den im Gebäude gewonnenen Daten schon eine Menge anfangen und Wohn- und Lebensumgebungen smart und komfortgerecht steuern. Der Schlüssel für eine lernfähige und vorausschauende Gebäudesteuerung liegt allerdings bei der KI und den Erfahrungswerten, die sie mit verlässlichen Daten bereits gewinnen konnte. Hier gilt es, das Gebäude in Gänze zu betrachten. So müssen alle Daten der Verbrauchszähler, alle Material-Ein- und -Ausgänge, alle Leistungen und Zustände ad hoc erfasst, von der KI verstanden und in Echtzeit ausgewertet werden. 

Stellen Sie sich vor, alle Steckdosen und Geräteanschlüsse sind Teil des Systems. Auch der kleinste Verbraucher ist Teil der komplett erfassten elektrischen und elektronischen Infrastruktur. Damit werden in Zukunft viele neue Anwendungsgebiete für Services und Vorauskalkulationen möglich, die wir bis dato noch gar nicht berücksichtigt haben.  
 
Goodville ist assoziierter Partner bei SmartLivingNEXT. Was war für Sie ausschlaggebend, an dem Forschungsprojekt teilzunehmen? 
 
Auf der Suche nach geeigneten Entwicklungspartnern für eine verantwortliche KI haben wir mit SmartLivingNEXT einen idealen Partner gefunden. Das Technologieprogramm entwickelt einen verlässlichen, sicheren, souveränen und nationalen Zugangspunkt für alle Smart-Living-Daten. In den hohen Anforderungen an Datenschutz und Nachhaltigkeit sehen wir vor allem einen Qualitäts- und letztlich auch Wettbewerbsvorteil für europäische Gebäudeautomationsprodukte und -services. 

SmartLivingNEXT ist ein wichtiger Schritt, die Branche anzuregen, zusammenzuarbeiten, eine eigene europäische Datenintegrität und -Identität zu entwickeln und die Wertschöpfung im eigenen Land zu halten. 
 
Abschließende Frage, Herr Mühlhans: Welche Mehrwerte sehen Sie in einer assoziierten Partnerschaft bei SmartLivingNEXT? 

Bei SmartLivingNEXT gibt es bereits zahlreiche Erfahrungen mit Mieter-Netzen und souveränen Dateninfrastrukturen. Das Smart-Living-Ökosystem inspiriert uns, neue smarte Services zu entwickeln und anhand des zur Verfügung stehenden Datenraums zu testen. 

Herr Mühlhans, wir bedanken uns für das Gespräch!  

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