Herr Dr. Pees, welche technologischen Strategien verfolgt Ihr Unternehmen, um die Digitalisierung im Gebäudesektor voranzutreiben? 

Wir verfolgen technologische Entwicklungen und prüfen deren Einsatzmöglichkeiten sowohl intern als auch extern zur Verbesserung der Produkte und Lösungen für unsere Kunden. Die Nutzung und der Austausch von Daten mit Partnern im Vertriebsweg sind hierfür ein gutes Beispiel. Metadaten zu unseren Produkten spielen bei der Planung und Installation von konventionellen, aber insbesondere auch smarten Installationen von Gebäudetechnik eine stark wachsende Rolle. Hinzu kommt, dass diese Daten auch über den Lebenszyklus des Gebäudes bei der Wartung und Sanierung an Bedeutung gewinnen. Durch Digitalisierung können die Aufwände für die Arbeit vor Ort im Objekt stark reduziert werden. 

Der Wert von generierbaren Daten aus Gebäuden und wohnähnlichen Umgebungen ist mittlerweile erkannt. Was erfährt aus Ihrer Sicht noch zu wenig Beachtung, wenn von Smart Living als Zukunftsmarkt gesprochen wird? 

Ein Markt wächst mit dem Nutzen, der für eine Kundengruppe angeboten wird. Technologien und technische Möglichkeiten wirken inspirierend auf die Schaffung neuer Angebote. Es ist die Aufgabe der Forschung, Grundlagen zu schaffen, um diese technischen Möglichkeiten zu erschließen. Über den Erfolg entscheidet dabei der Nutzer mit seiner Sicht auf die gebotenen Vorteile und ggf. Nachteile. Die konkrete Bewertung aus Nutzersicht verdient mehr Aufmerksamkeit, weil die technologische Entwicklung mit den Möglichkeiten auch steigende Komplexität mit sich bringt. Es ist unsere Aufgabe, den technischen Nutzen sehr einfach zugänglich zu machen und Akzeptanz zu schaffen. Hier sehe ich Nachholbedarf. 

Das Förderprogramm SmartLivingNEXT hat sich zum Ziel gesetzt, ein universelles Datenökosystem für die Smart Living Domäne nach europäischen Wertvorstellungen zu entwickeln – dabei spielt auch die Zusammenarbeit mit dem KNX-Standard eine wichtige Rolle. Welchen Mehrwert sehen Sie in einem domänenspezifischen Datenraum für Ihr Unternehmen?

Viele Nutzer von Smart Home Systemen haben aus guten Gründen Vorbehalte vor dem Teilen von Daten über das Internet, weil sie ihre Privatsphäre schützen wollen und keine direkte Kontrolle über die Nutzung ihrer Daten haben. Sie sind dabei auf die Zusagen der jeweiligen Anbieter von Services und das Vertrauen angewiesen, das sie in diese Angebote haben. Ein europäischer Datenraum, der auf diese Anwendungsfälle zugeschnitten ist, bietet das Potential, die Akzeptanz von Vernetzung und Verknüpfungen zwischen Services in der Breite zu erhöhen, weil die Daten dann nicht mehr unkontrolliert von Einzelunternehmen – wie den IT-Giganten – verwaltet werden, sondern nach definierten und geschützten Spielregeln. Damit lassen sich die Inbetriebnahme und vor allem die Wartung von technischen Anlagen in den Gebäuden viel effizienter durchführen. 

Welche Bedeutung geben Sie der Künstlichen Intelligenz, wenn es um wohnspezifische Anwendungen im Zusammenspiel mit den Komponenten der Gebäudeautomation geht? 

Entscheidend für die Wirksamkeit beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Gebäudeautomation ist die Verfügbarkeit geeigneter Daten zu dem betreffenden Objekt und von Schnittstellen zu den technischen Systemen. Bei den Daten stehen wir vor der Herausforderung, dass die Standardisierung der Kommunikation zwischen den Systemen noch nicht weit gediehen ist. Hier ist KNX als führender Standard ein ausgezeichneter Kandidat, um den Einsatz von KI zu ermöglichen. Allerdings gibt es derzeit noch unzählige Systeme, die eine proprietäre Kommunikation verwenden. Das ist eine große Hürde für den Einsatz von KI und damit derzeit noch ein Hemmnis für Innovation. 

Herr Dr. Pees, wir danken Ihnen für das angenehme Gespräch!

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