Herr Weber, welche Auswirkungen haben Megatrends wie Globalisierung und Digitalisierung auf die Gebäudetechnik?  

Sie haben erhebliche Auswirkungen. Globalisierung erleichtert über Landesgrenzen hinweg den Austausch von Technologien und Know-how. Dies führt zu einer schnelleren Verbreitung innovativer Gebäudekonzepte, -technologien und
-materialien. Gebäudeprojekte werden auch zunehmend von internationalen Planungsteams konzipiert und realisiert. Unternehmen müssen dementsprechend ihre Produkte und Dienstleistungen an globale Anforderungen und Wettbewerbssituationen anpassen. 

Die Digitalisierung verändert außerdem die Methoden, wie Gebäude geplant, gebaut und betrieben werden. Intelligente Gebäudetechnologien ermöglichen eine Vernetzung von Gewerken und somit eine effizientere und transparentere Nutzung von Ressourcen. Digitale Planungswerkzeuge wie Building Information Modeling (BIM) fördern dabei eine präzisere Planung und Ausführung von Bauprojekten und liefern zudem Daten für einen optimierten Gebäudebetrieb. 

Welche Bedeutung wird aus Ihrer Sicht ein offener, aber sicherer Datenraum für die Smart-Living-Daten in Zukunft haben?  

Ein offener Datenraum für Smart-Living-Daten spielt in Zukunft dann eine Rolle, wenn die Geschäftsmodelle für dessen Betrieb und Nutzung geklärt sind. Dass Daten als das neue Gold bezeichnet werden, zeigt die Begehrlichkeiten, die aus der Auswertung der Daten entstehen. Welche Geschäfte heute schon damit gemacht werden, belegen eindrucksvoll die Börsenwerte der sogenannten Hyperscaler, die auf Basis der gesammelten Daten ihre Geschäftsmodelle betreiben. 

Dass ein Datenraum darüber hinaus sicher ist, ist ein unbedingtes Muss. Ohne Einhaltung der notwenigen Sicherheitslevel sind weitere Überlegungen sinnlos. Wichtige Aspekte, die ein offener Datenraum bieten kann, sind Interoperabilität, Personalisierung, Innovation und Nachhaltigkeit. 

Wie schon bei ForeSight ist Siedle ein assoziierter Partner bei SmartLivingNEXT. Was war für Sie im Wesentlichen ausschlaggebend, sich diesem Verbundprojekt erneut anzuschließen?  

In einer wirtschaftlichen Umgebung, die von Globalisierung und Digitalisierung geprägt ist, kann ein einzelnes mittelständisches Unternehmen nicht mehr alle Aspekte ganzheitlich abdecken. Wenn früher ausschließlich eine optimierte Wertschöpfungskette für das Geschäftsmodell eines Unternehmens entscheidend war, dann ist es zukünftig auch ein Wertschöpfungsnetzwerk, in dem jeder seine Expertisen und Kompetenzen einbringt für die bestmögliche Lösung der unterschiedlichen Use Cases – auf Basis von standardisierten Schnittstellen. In dem Verbundprojekt sehen wir die Möglichkeit zu einem entsprechenden Austausch mit anderen Partnern. 

Denken wir zurück an den intelligenten Gebäudepförtner aus dem ForeSight Projekt. Die Idee war, dass es ein intelligentes Zusammenspiel zwischen dem Zugangssystem und anderen Daten gibt, zum Beispiel einer Gesichtserkennung oder der Anwesenheit von Bewohnerinnen und Bewohnern mit dem Ziel einer schlüssellosen und situationsabhängigen Zutrittskontrolle für Angehörige, Dienstleister und Pflegepersonal. Dieser Prototyp hat es bisher noch nicht in die reale Gebäudeumgebung geschafft. Meinen Sie, dass sich das in Zukunft ändern kann oder sollte?  

Der Erfolg der beschriebenen Use Cases für den intelligenten Gebäudepförtner ist von zwei Faktoren abhängig. Zunächst müssen die erforderlichen technischen Systeme bei der Gebäudeplanung eingeplant werden, schon im Hinblick auf den späteren Gebäudebetrieb. Zum anderen ist der Wert dieser Use Cases für die Nutzerinnen und Nutzer von entscheidender Bedeutung und damit eine positive Antwort auf die Frage, ob jemand bereit ist, für diesen Dienst Geld zu bezahlen. Was uns wieder zu der Frage nach dem offenen Datenraum und der damit verbundenen Klärung der Geschäftsmodelle zurückbringt. 

Welche weiteren Vorteile würden Sie für sich nach Einführung von SmartLivingNEXT in der Marktphase entdecken können?  

Es ist das Networking und der offene Austausch mit anderen Unternehmen, die am Bau und Betrieb von Gebäuden mit innovativer Technologie beteiligt sind. Beispielsweise ist das Feedback der Nutzerinnen und Nutzer ein sehr interessanter Faktor, der in die Weiterentwicklung von Produkten einfließen kann. Darüber hinaus ergeben sich in der Zusammenarbeit neue Modelle für die Zukunft, die wiederum Impulse für unsere eigenen Aktivitäten sein können. Schlussendlich wollen wir gemeinsam die Herausforderung der Zukunft lösen und haben mit SmartLivingNEXT eine passende herstellerübergreifende Plattform gefunden. 

Herr Weber, wir danken Ihnen für das Gespräch! 

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