Zukunftsfähiges Finanzierungsmodell für die Gebäudewelt 

3. Dezember 2025

Lesedauer:

6 Minuten

Am 20. November 2025 präsentierte SmartLivingNEXT auf dem Gaia-X Summit in Porto, Portugal, einen entscheidenden Schritt in die Zukunft der digitalen Gebäudewelt: den Blueprint für ein zukunftsfähiges Finanzierungsmodell, der den Übergang von der Forschungsphase in die Marktphase ab August 2026 ermöglichen soll. Im Rahmen des sogenannten Wirtschaftstheaters gab Filip Milojkovic, Teamleiter Data Management & AI bei Materna Information & Communications SE, vor einem hochkarätigen Expertengremium einen tiefen Einblick in die nächsten Entwicklungsschritte des Projekts und erklärte, wie SmartLivingNEXT nach Abschluss der Förderphase skaliert werden kann.

Gaia-X Summit: SmartLivingNEXT präsentierte zukunftsfähiges Finanzierungsmodell für die Gebäudewelt.

So erläuterte Milojkovic in seiner Funktion als Projektleiter bei Materna und Konsortialpartner des SmartLivingNEXT Leitprojekts das Forschungsvorhaben und die damit verbundenen Potenziale von intelligenten Smart-Living-Services für zukünftige Wohn- und Lebensumgebungen. SmartLivingNEXT verfolge das Ziel, Europa mit einem offenen und souveränen Datenökosystem für Gebäude, Energie und smarte Dienste zu stärken. Milojkovic verdeutlichte, wie der Übergang von Insellösungen zu einer interoperablen, KI-gestützten Realität vollzogen wird und wie dies zu echten digitalen Geschäftsmodellen für die Gebäude- und Energiewirtschaft führen kann. Der SmartLivingNEXT-Blueprint zeige nicht nur, wie der technische Betrieb gesichert werde, sondern auch, wie das Projekt die Branche langfristig unabhängiger mache. 

Michael Schidlack, Principal Researcher bei der Forschungsvereinigung Elektrotechnik (FE) beim ZVEI e. V. und Konsortialleiter des SmartLivingNEXT Leitprojekts, betonte in der anschließenden Diskussion: „Europa braucht ein eigenes, offenes und souveränes Datenökosystem für Gebäude, Energie und smarte Dienste. Genau das bauen wir mit SmartLivingNEXT – ein vertrauenswürdiges, europäisches Datenökosystem, das den Unternehmen volle Kontrolle über ihre Daten gibt und sie unabhängig von dominanten Plattformstrukturen macht. Unser Finanzierungsmodell ist dabei ein entscheidender Schritt, um dieses Ziel zu erreichen: Es basiert auf einem demokratischen und nachhaltigen Ansatz, der alle Stakeholder gleichberechtigt einbindet und langfristige Stabilität gewährleistet.“ 

Der ökonomische Unterbau für die digitale Zukunft des Wohnens 

Die Finanzierung von SmartLivingNEXT ist in mehrere Phasen gegliedert, wobei sowohl öffentliche Fördermittel als auch Beiträge von Gesellschaftern und technischen Betreibern eine zentrale Rolle spielen. In der Forschungsphase (2023 bis 2026) wurde eine Förderung des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) in Höhe von 25 Millionen Euro bereitgestellt, die u.a. die Entwicklung des Blueprints, die Erarbeitung einer Governance-Struktur sowie Integrations- und Testumgebungen abdeckt. In der Betriebsphase soll die Finanzierung durch Gesellschafterbeiträge, vertraglich gebundene technische Betreiber und eine mögliche Übergangsfinanzierung durch den Staat, insbesondere im Bereich der Koordination und Infrastruktur erfolgen.  

Das Finanzmodell basiert auf einem hybriden Ansatz, der Grundmitgliedsbeiträge und nutzungsabhängige Komponenten kombiniert. Transaktionsgebühren werden zunächst nicht eingeplant, jedoch soll später die Einführung eines Freemium-Modells möglich werden. In der Übergangsphase sei eine öffentliche Unterstützung erforderlich, um den Betrieb zu stabilisieren. Milojkovic: „Unser Ziel ist es, eine kostendeckende Finanzierung sicherzustellen, wobei ein Break-even bei etwa 400 Teilnehmern angestrebt wird. In der Betriebsphase soll die Finanzierung durch Mitgliedsbeiträge, Nutzungsgebühren und mögliche Zertifizierungsgebühren ergänzt werden. Den Blueprint hat Materna bereits entwickelt. In der Betriebsphase empfehlen wir die Gründung einer GmbH. Etwa 100 Teilnehmer sollten in den ersten drei Jahren an Bord gehen, mit einer geplanten Expansion auf rund 400 Teilnehmer bis zum Break-even. Dies ist der erste Schritt in Richtung einer europaweiten Skalierung des Projekts.“ 

Ein nachhaltiges Betriebsmodell für mehr Innovation und weniger Abhängigkeit 

Für Michael Schidlack ist die Erarbeitung einer transparenten und flexiblen Kostenstruktur ein zentrales Element: „Ein nachhaltiges Betriebsmodell für SmartLivingNEXT kann auf einem hybriden Ansatz beruhen: gestaffelte Mitgliedsbeiträge sichern die Grundstruktur, nutzungsbasierte Abrechnung sorgt für Fairness und Skalierbarkeit, und ein datenbasierter Marktplatz erschließt zusätzliche Einnahmequellen. Dabei legen wir besonderen Wert auf die Entwicklung vertrauenswürdiger Lizenzen und Governance-Modelle, die den langfristigen Erfolg sichern.“ 

Das Ziel ist es nicht, kurzfristige Gewinne zu erzielen, sondern langfristig die gesamte Smart-Living-Branche zu stärken: weniger Abhängigkeit von proprietären Systemen, mehr Innovationsfreiheit und eine gesteigerte Wertschöpfung durch den Zugang zu und die Kontrolle über Daten. „Unser Konzept zielt darauf ab, Marktteilnehmende gleichberechtigt zu vernetzen und ihnen zu ermöglichen, als Anbieter oder Konsument von Daten oder Diensten zu agieren. Dabei behalten sie stets die Kontrolle über ihre Daten“, erklärte Schidlack. 

Der Weg zur Skalierung: Ein europäisches Datenökosystem für die Zukunft 

Der SmartLivingNEXT Blueprint zeigt bereits konkrete Schritte in Richtung eines skalierbaren europäischen Datenökosystems. „Heute starten wir in Porto in die nächste Dimension“, so Milojkovic. „Vom Forschungsprojekt zum skalierbaren europäischen Ökosystem, von Insellösungen zur interoperablen, KI-gestützten Realität und von der Theorie zu echten digitalen Geschäftsmodellen für die Gebäude- und Energiewirtschaft.“ 

Mit der Entwicklung der Kostenstruktur legt SmartLivingNEXT den Grundstein für eine nachhaltige wirtschaftliche Basis des Datenraums. Das Ziel ist kein kurzfristiger Return-on-Invest, sondern ein langfristiger Nutzen für die gesamte Smart Living Branche: mehr Innovationsfreiheit, weniger Abhängigkeit von proprietären Systemen und mehr Wertschöpfung durch Daten. Der aktuelle Arbeitsstand zeigt: Ein hybrides Finanzierungsmodell kann diesen Spagat leisten. Voraussetzung ist allerdings ein gemeinsames Verständnis von Verantwortung und Nutzen. Unternehmen, die sich an dem Projekt beteiligen, stärken nicht nur ihre Wettbewerbsfähigkeit, sondern profitieren auch von einem sicheren, flexiblen und innovativen Datenökosystem.  

Die 6. Ausgabe des Gaia-X Summit fand am 20. und 21. November in Porto, Portugal, in Partnerschaft mit dem Gaia-X Hub Portugal unter der Leitung von TICE.PT und Porto Digital statt. Die diesjährige Veranstaltung stand unter dem Motto „Digitale Ökosysteme in Aktion“ und bot Diskussionen über KI und Datensouveränität. Es wurden Initiativen für einen sichtbaren Datenraum vorgestellt, die Gaia-X nutzen, um Innovationen in ganz Europa und darüber hinaus voranzutreiben. 

Redaktion:

Ilka

 Klein

Kategorie:

Leitprojekt

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