DuITeasy – Lebensbegleitende Assistenzplattform auf Basis eines offenen föderierten Daten- und Dienste-Ökosystems und intelligenten Messsystemen
DuITeasy im Überblick
Das Projekt DuITeasy löst das Problem der Fragmentierung und Inkompatibilität von angebotenen, digitalen Anwendungen für Lebens- und Wohnumgebungen. Durch die Schaffung eines offenen, interoperablen Ökosystems auf Basis der SmartLivingNEXT-Referenzarchitektur für lebensbegleitende Assistenzservices ermöglicht DuITeasy die nahtlose Integration verschiedener Datenquellen und -diensten bei gleichzeitig hohem Datenschutz. Dies wird exemplarisch anhand zweier Anwendungsfelder und mehrerer Use Cases umgesetzt und im Innovationspark „DudoPark“ sowie bei der GIU – Gesellschaft für Innovation und Unternehmensförderung mbH in Saarbrücken getestet.
DuITeasy im Use Case: Digitale Hilfe, die niemand merkt
Herr Scholz* ist 84 Jahre alt. Er lebt noch in seiner Wohnung im Erdgeschoss eines alten Mehrfamilienhauses. Er ist geistig fit, aber manchmal etwas wackelig auf den Beinen. „Ich will hier nicht raus, ich brauche bloß ein bisschen Unterstützung“, sagt er. Früher hätte man gesagt: „Dafür braucht es betreutes Wohnen, eventuell Umbauten, smarte Sensoren, Apps und Kameras.“ Doch das will Herr Scholz alles nicht. Er will einfach in Ruhe ohne Störung leben.
Mit DuITeasy geht das.
Das Besondere: Das Forschungsprojekt nutzt Geräte im Haushalt, die ohnehin schon da sind, wie beispielsweise den Stromzähler, den Heizungsregler oder die Jalousiesteuerung. So erkennt das System, wie Herr Scholz seinen Alltag verbringt, ganz ohne neue Kameras oder blinkende Geräte.
So funktioniert es:
- Der Stromverbrauch zeigt zum Beispiel, ob der Wasserkocher morgens läuft oder das Licht angeht.
- Die Heizung weiß, ob jemand zuhause ist oder vergessen hat zu lüften.
- Wenn Herr Scholz lange keine Aktivität zeigt, wird seine Tochter automatisch benachrichtigt.
- Bei großer Hitze bekommt er eine Erinnerung, genug zu trinken. Auf Wunsch auch per Anruf.
Alles läuft leise und unauffällig im Hintergrund, ohne dass Herr Scholz es merkt oder sich gestört fühlt.
Vorteile für Herrn Scholz:
- Keine Umbauten, keine neuen Geräte, keine komplizierten Apps.
- Keine Kamera, kein Mikrofon. Seine Privatsphäre bleibt unangetastet.
- Und trotzdem weiß die Familie Bescheid, wenn etwas nicht stimmt.
Und die Vorteile für seine Angehörigen:
- Sie können ruhiger schlafen, weil sie wissen, dass Herr Scholz sicher ist.
- Sie müssen ihn nicht ständig selbst im Blick behalten.
- Und sie wissen: Es wird unterstützt, bevor etwas Schlimmes passiert.
Für Technik-Interessierte:
DuITeasy nutzt die Standards und Infrastrukturen des SmartLivingNEXT-Datenraums. So kann das System auf sichere Weise mit anderen Komponenten im Gebäude verknüpft werden, etwa mit Pflegediensten, Notrufsystemen oder Energieversorgern. Dies bedeutet, dass die Daten im geschützten Raum bleiben. Nur autorisierte Stellen erhalten Zugriff, die Lösung ist offen und zukunftssicher, egal welches Gerät oder welcher Hersteller. Dabei ist das System offen für zukünftige neue Dienste. Herr Scholz kann also auch später von weiteren Hilfen profitieren, ohne dass seine Wohnung jedes Mal technisch verändert werden muss.
*Name von der Redaktion frei erfunden
Fachliche Ansprechpartner
Florian Böhle, easierLife GmbH
Sie haben Fragen zum Projekt DuITeasy? Kontaktieren Sie das SmartLivingNEXT Projektbüro.
Herausforderung und Innovation
Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit gesundheitlicher Einschränkungen und somit der Bedarf an Unterstützung im Lebens- und Wohnumfeld. Es existieren auf dem Markt bereits viele digitale Systeme und digitale Dienstleistungsangebote, die die Sicherheit in Wohnungen erhöhen, bei alltäglichen Erledigungen unterstützen und den individuellen Komfort steigern. Daten werden an vielen Stellen erzeugt, aber kaum für intelligente, organisationsübergreifende und individualisierte Services genutzt. Standardisierte Daten und einfach nutzbare Zugänge zu Daten sind aber Voraussetzung, um solche intelligenten Dienste überhaupt zu ermöglichen, etwa um im Umfeld von Wohnungen, Gebäuden, Quartieren, Innovationsparks mehr Energieeffizienz, Nachhaltigkeit, Sicherheit, Selbstbestimmtheit und Gesundheitsprävention zu ermöglichen.
Eine Vielzahl an digitalen Angeboten für die Lebens- und Wohnumgebungen existieren bereits heute. Sie sind jedoch nicht miteinander verzahnt, sondern bilden in sich geschlossene digitale Services, die nicht mit anderen nahtlos kombinierbar sind. Ziel des Satellitenprojektes „DuITeasy“ ist ein offenes, interoperables Ökosystem für innovative, intelligente und adaptive lebensbegleitende Assistenzservices. Dies umfasst die Entwicklung eines Assistenz-Dataspace (ADS), der die Zusammenführung verschiedener Datenquellen aus dem Wohnumfeld sowie die Entwicklung von Services aus dem Bereich Alltagsassistenz ermöglicht.
Das Projekt integriert vernetzte Sensoren, Geräte, Bestellsysteme, Lieferdienste und Smart Home-Daten, um ein durchgängiges und individualisierbares Angebot von ineinandergreifenden Dienstleistungen zu schaffen. DuITeasy nutzt die SmartLivingNEXT-Referenzarchitektur. Der ADS wird über GAIA-X-Prinzipien an den SmartLivingNEXT-Datenraum angebunden. Das erfüllt hohe Anforderungen an IT-Sicherheit und Datenschutz.
Das Projekt realisiert zudem Assistenzangebote von Aktivitätenerkennung bis hin zu komplexen, KI-gestützten Notfallerkennungen und Hausnotruffunktionalitäten. Für die Entwicklung und den Betrieb einzelner Services werden zwei bestehende Systeme an den ADS angeschlossen und weiterentwickelt (das DuDo-System sowie die DuDo-App für den Bereich Alltagsassistenz und das easierLife-System für den Bereich Aktivitäts- und Notfallerkennung). Für die Umsetzung der Services werden verschiedene KI-Methoden eingesetzt. Durch die föderierte Ökosystemarchitektur wird ein modulares und anpassbares Serviceangebot geschaffen, wodurch eine Blaupause für weitere, z.B. Gebäude- oder Quartier-bezogene Dataspaces entsteht.
Anwendung und Nutzen
Die Funktion des Ökosystems wird exemplarisch anhand von zwei Anwendungsfeldern erprobt.
Das Anwendungsfeld Alltagsassistenz umfasst folgende Use Cases:
- Hitzeschutz: Die Hitzebelastung wird gemessen und prognostiziert. Ggf. erfolgen Vorwarnungen und/oder mögliche Gegenmaßnahmen.
- Smart Heating: Durch die Installation von Wärmemengenzählern und smarten Thermostaten wird die effiziente Heizungsregelung ermöglicht. Dazu gehört die adaptive Heizungssteuerung und das bedarfsgesteuerte Abschalten von Heizungen auf Basis gelernter Aufwärm- und Abkühlphasen. Das trägt nicht nur zur Energieeinsparung bei, sondern auch zum Komfort für Bewohner:innen.
- AR-Technologien werden zur Visualisierung von (live) Energie- und Verbrauchsdaten, virtuellen Viertelbegehungen und weiteren Faktoren genutzt.
- Smarte Buchung: Die intelligente Meetingraum-Buchung mit smartem Zugang (und anschließendem Widerruf) ermöglicht z.B. automatisches Aufheizen und rechtzeitiges Abkühlen (s. Smart Heating) sowie die smarte Freischaltung für Getränke und Essenslieferungen.
- Parkraummanagement: Entwicklungen von Lösungen zur Optimierung des Parkraummanagements in urbanen Gebieten. Mit Hilfe von Sensoren können Echtzeitinformationen über die Parkplatzverfügbarkeit und weitere Services für Nutzer:innen bereitgestellt werden.
Das Anwendungsfeld Aktivitäts- und Notfallerkennung umfasst die folgenden Use Cases:
- Lebensbegleitende Assistenz: Der Fokus liegt auf der lebensbegleitenden (mitwachsenden) Wohnung und einer Kombination aus Strom- und Verbrauchsdaten sowie Sensorik. Es wird eine mehrstufige Erkennungskaskade implementiert, die verschiedene Grade der Assistenz abdeckt. Dies reicht von der Notfallerkennung mittels Datenanalyse bis hin zur Kombination mit klassischen Hausnotrufsystemen und zusätzlicher Sensorik.
- Früherkennung von Problemen von Bewohner:innen: Die Lösung erkennt außerdem Veränderungen im Alltagsverhalten frühzeitig, um potenzielle Probleme oder Risiken zu identifizieren. Das ermöglicht eine proaktive Unterstützung und Bereitstellung von zusätzlichen Assistenzdiensten.
Vorteile durch DuITeasy
Ohne DuITeasy | Mit DuITeasy |
Es existieren bereits viele digitale Produkte und Assistenzservices in Wohnumgebungen. Sie sind jedoch oft nicht miteinander kombinierbar. | Mit DuITeasy entsteht ein Assistenz-Dataspace als Teil des SmartLivingNEXT-Ökosystems, in dem erstmals verschiedenste Sensor-, Service- und Systemwelten zusammengeführt werden. Hierdurch werden Entwicklung und Betrieb erheblich verbessert oder neue interoperable Services ermöglicht, z.B. in den Bereichen Notfall- und Alltagsassistenz durch die Kombination von Smart Home und intelligenten Messsystemen. |
Digitale Dienste im Bereich Wohnen und Leben werden oft in getrennten Systemwelten betrieben. | DuITeasy kombiniert Dienste aus dem Bereich Alltagsassistenz mit Notfallsystemen. Dies wird auf Basis der GAIA-X Prinzipien umgesetzt. Somit wird ein hoher Individualisierungsgrad unter gleichzeitiger Wahrung höchster Datenschutzanforderungen ermöglicht. |
Die Vielzahl verfügbarer Assistenzsysteme führt zur Überforderung von Nutzer:innen, insbesondere älteren Menschen. | Durch das Zusammenführen und die Nutzbarmachung mehrerer modularer Dienste innerhalb eines Basissystems sinkt die gefühlte Überforderung, Akzeptanzhürden werden abgebaut und es entsteht ein Ökosystem an lebensbegleitenden Assistenzdiensten. |
Die Gesellschaft wird immer älter. Alltagsunterstützende und lebensbegleitende Assistenzdienste sind zu wenig am zunehmenden Bedarf und den Möglichkeiten Betroffener ausgerichtet. | DuITeasy entwickelt eine Lösung, in der lebensbegleitende Assistenzdienste schon frühzeitig im Wohnumfeld bereitgestellt und bedarfsgerecht modular erweitert werden können, sodass nicht nur der alternden, sondern auch der jüngeren Generation Sorge getragen wird. |
Die Konsortialpartner von DuITeasy
easierLife GmbH (Konsortialleitung), GIU Gesellschaft für Innovationsforschung und Unternehmensentwicklung mbH, DFKI – Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH, FhISST – Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik, SWSB – Stadtwerke Saarbrücken.