„Wir können Messwerte für den interoperablen Datenraum bereitstellen, ohne in Gebäudesanierungen einsteigen zu müssen.“
27. November 2023
Lesedauer:
4 Minuten
LivAir hat sich auf Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Messtechnik zur Raumluftmessung spezialisiert. Im Interview mit Dipl. Ing. Martin Waltl, Geschäftsführer und Radonfachperson, sprechen wir über Digitalisierung im Gebäudebereich und die Motivation, sich als Start-up bei SmartLivingNEXT zu engagieren.
Herr Waltl, auf Ihrer Unternehmenswebsite steht, dass wir 90 Prozent unserer Zeit jeden Tag in Gebäuden verbringen und dabei Luft atmen, die fünfmal stärker verschmutzt ist als draußen. Was hat gute Raumluft mit Smart Living zu tun?
Die Zukunft des Wohnens und Arbeitens wird nachhaltiger und energieeffizienter werden, als dies bisher der Fall ist. Allerdings bedingen energetisch günstige Gebäudesanierungen oftmals die Verdichtung der Gebäudehülle, was zu einer schlechteren Luftqualität im Innenraum führt. Und die Luft ist das wichtigste Lebenselixier, welches wir jeden Tag in großen Mengen zu uns nehmen. Nur wenn wir die Parameter in Echtzeit messen, kann man eine gute Luftqualität für uns Menschen in Gebäuden sicherstellen. Hier setzt LivAir an. Unser innovatives Sensorsystem misst die Innenraumluft. Dies ermöglicht eine KI-gestützte, auf das Belegungsverhalten von Menschen angepasste Lüftung und damit eine Optimierung der Raumluft.
SmartLivingNEXT engagiert sich in der Entwicklung eines interoperablen, KI-gesteuerten und dezentralen Datenraums. Welche Gemeinsamkeiten zwischen dem Forschungsprojekt und Ihrem Unternehmen haben Sie dazu motiviert, assoziierter Partner zu werden?
Gemeinsame Standards sorgen in vielen technischen Anwendungsfällen für eine Verbesserung der jeweiligen Technologie und eine höhere Akzeptanz der Lösung am Markt. Ein interoperabler Datenraum sorgt somit für mehr Marktteilnehmer, was die Geschwindigkeit der Transformation beschleunigen wird. Aufgrund der Wichtigkeit der Reduzierung der Energieressourcen bei der Gebäudebewirtschaftung ist diese Geschwindigkeit für uns alle sehr relevant.
Unsere Raumluft-Sensorik ist für Gebäudebetreiber und -nutzer extrem schnell nachrüstbar. Wir können somit sehr schnell Messwerte für den interoperablen Datenraum bereitstellen, ganz ohne in Gebäudesanierungen und -ertüchtigungen einsteigen zu müssen. Gleichzeitig ermöglicht es anderen Softwareanbietern eigene Lösungen auf Basis unserer Mess-Sensorik aufzubauen. Somit sehen wir dies als Win-Win-Situation für alle Marktteilnehmer.
Wohngebäude haben ein massives Potenzial für Smart-Home-/Smart-Building-Technologien und für die entsprechenden intelligenten, branchenübergreifenden Anwendungen oder Dienste. Welche Rolle spielt KI bei LivAir?
Grundsätzlich ermöglicht eine KI, Trends aus einer sehr großen Auswahl an Daten herauszufiltern und auf individuelles Verhalten einzugehen.
Dies ist besonders im Gebäudebereich interessant, da eine Mess-Sensorik zwar immer die gleichen Raumluft Parameter misst, aber das Nutzungsverhalten der Bewohner und Benutzer von Raum zu Raum und Gebäude zu Gebäude komplett verschieden ist.
Unsere Vision geht in die Richtung eines individualisierten Lüftungskonzepts für jeden Innenraum; also die Verbindung von Mess-Sensorik, automatisierter Lüftung und dies angepasst auf die Bedürfnisse der einzelnen Nutzer.
Die digitalen Dienste von SmartLivingNEXT sollen unter anderem einen Beitrag zur Reduzierung des Energieverbrauchs im Gebäude leisten. Welchen Anteil hat gute Raumluft bei der Verringerung von CO₂-Emissionen?
Wenn neue Gebäude geplant und gebaut werden, sprechen wir über Nutzungszeiten, welche auf mehrere Dekaden ausgelegt werden. Echtzeit-Sensorik ermöglicht die Aufnahme des Ist-Zustands des Gebäudes. Dies lässt sich mit einem „großen Blutbild“ bei uns Menschen vergleichen. Nur wenn man alle relevanten Raumluftparameter kennt, kann man datenbasierte Entscheidungen treffen, um z.B. das Heiz- und Lüftungsverhalten an das Nutzungsverhalten optimal anzupassen. Über den Lebenszyklus des Gebäudes können damit enorm viele Ressourcen und CO₂-Emissionen eingespart werden.
Herr Waltl, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Artikel im Audio-Format:
Redaktion:
Tatijana
Milovic
Kategorie:
SmartLivingNEXT
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